Wochenbericht 25/2024

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Politklatsche trifft die Aktienmärkte

Die vergangene Woche schloss der Swiss Market Index bei 12’044 Punkten (-1.7% gegenüber der Vorwoche). Dieser Rückgang war noch moderat im Vergleich mit anderen europäischen Märkten. In Deutschland (-3.0%), Spanien (-3.6%), Italien (-5.8%) und insbesondere Frankreich (-6.2%) war die Reaktion auf die Ergebnisse aus den Europawahlen viel schlechter aufgenommen und die entsprechenden Aktien mit einer zusätzlichen Risikoprämie behaftet worden.
Dabei lässt sich aus den Ergebnissen durchaus Positives ableiten. Die Mehrheit hat offensichtlich genug von unüberlegten Schritten und der unbändigen Gängelung der persönlichen Freiheiten. Alte Machtkartelle zerbrachen. Emmanuel Macron und Olaf Scholz erlitten ein Debakel. Erwartet wird, dass die gestärkten konservativen Kräfte wirtschaftliche Themen in den Vordergrund rücken und die Kaufkraft stärken sowie die Migration besser bewältigen.
Jedenfalls erachten wir die heftigen Kurseinbussen von vorübergehender Natur. Selbst wenn der Schmerz noch durch einen etwas schwächeren Euro verstärkt wurde, verbleiben europäische Unternehmen mit guten Aussichten. Deshalb betrachten wir den Infrastrukturbetreiber Vinci (-14% seit Monatsbeginn) und den weltgrössten Versicherungskonzern Axa (-11%) weiterhin als ausgezeichnete langfristige Wertanlage. Die Versicherungsbranche übertrifft das wirtschaftliche Wachstum, und Axa hat sich innerhalb der Branche ausgezeichnet positioniert. Das gilt auch für die weniger gebeutelten Unternehmen wie beispielsweise Schneider Electric (-3%) und die Deutsche Telekom (+2%). Letztere ist in den USA mit der glänzenden Tochterfirma T-Mobile marktführend.
Stärker bewegen sich derzeit die Aktien der US-Technologietitel, obschon der Dow Jones Index seit Monatsbeginn stagnierte. Nvidia (+20%) und Apple (+11%) weisen dabei noch ein besseres Momentum auf als Microsoft (+7%), Amazon (+4%) und Alphabet / Google (+3%).
Die Anleihen erfuhren mit durchschnittlichen Kursanstiegen von rund +1% einen guten Start in den Monat Juni. Die Benchmark-Renditen auf zehnjährigen Staatsanleihen sanken in den USA um 28 Basispunkte, weil sich hier Konsumenten- und Produzentenpreise in eine gute Richtung entwickelten. Würde die Inflation in den USA wie in Europa gemessen werden, läge sie mit 2.4% praktisch im Zielband von «durchschnittlich 2%». Die Güterpreise sinken, derweil die Dienstleistungspreise noch leicht steigen. Doch beispielsweise sind die mietäquivalenten Kosten für Wohneigentum («Shelter») eine direkte Ableitung der restriktiven Geldpolitik und werden fortan zur Disinflation der monatlichen Datenflüsse beitragen.
In der Eurozone war der Renditerückgang spürbar geringer, durchschnittlich ungefähr wie in der Schweiz (-17 Basispunkte). Dennoch verhalf dies auch hier zu einer leichten Erholung auf den Anleihensmärkten. Der Goldpreis (2’333 Dollar pro Feinunze) stagniert seit einem Quartal. Die chinesische Zentralbank meldete am Freitag vor einer Woche, im Mai erstmals seit 18 Monaten kein Gold mehr gekauft zu haben. Im letzten Jahr kauften die Zentralbanken aus Schwellenländern mehr als 1’000 Tonnen Gold, rund ein Viertel davon ging nach China.

Thema der Woche: Dynamik in der Tech-Branche hält an

Der Technologieboom hält an. In der vergangenen Woche schloss das Pariser Startup Mistral AI eine Finanzierungsrunde von 600 Millionen Euro ab und kam dabei auf eine Bewertung von 6 Milliarden Euro. Das Unternehmen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) wurde von Europäern gegründet, welche für Meta / Facebook und Googles DeepMind tätig waren. Microsoft zählt zu den Investoren und vertreibt die Lösungen auch auf der cloudbasierten Plattform Microsoft Azure.

Voran kommt auch der Startup Aleph Alpha aus dem deutschen Heidelberg, bei dem SAP als Risikokapitalgeber eingestiegen ist. Im Themenfeld KI verfolgt SAP ohnehin eine breite Strategie. Der Konzern mit 45’000 Entwicklern erarbeitet eigene KI-Modelle. Gleichzeitig werden Partnerschaften abgeschlossen und entsprechende Technologien in die hauseigenen Lösungen integriert. «Microsoft ergänzt sich sehr gut mit dem SAP-Portfolio», liess der CEO Christian Klein kürzlich verlauten.

KI wird immer mehr disruptiv. So erläutert der CEO: «SAP hat schon einige Geschäftsmodelle mit KI verbessert. Für den Handel etwa wurde dank KI die Lagerhaltung so optimiert, dass möglichst keine Waren mehr weggeworfen werden müssen. Mit Migros und Coop arbeiten wir zusammen. Ein anderes Beispiel ist das Reisemanagement, hier bekommen Kunden einen Vorschlag für die optimale Reise – nicht nur basierend auf Kosten, sondern auch auf Nachhaltigkeitsindikatoren.» So wird der Kunde seinenCO2-Fussabdruck reduzieren können.

Google und Microsoft verfügen über fast unbegrenzte Finanzmittel, Europa aber immer noch über ein Heer von Fachkräften, die lieber auf dem Fahrersitz sitzen und nicht auf der Rückbank. Sie sehen das Potenzial darin, den US-Giganten etwas entgegenzustellen. Und im Gegensatz zu den amerikanischen Konkurrenten können Unternehmen wie SAP ihren Kunden garantieren, dass ihre oftmals sensiblen Daten und Geschäftsprozesse nicht unkontrolliert zum Lernen der KI verwendet werden.

Die wahre Wettbewerbsfähigkeit Europas zeigt sich in den Schnittstellen von Technologie und Industrie. Mit den grossen Datenschätzen der Industrie können SAP, Schneider Electric oder Siemens eine Leistung erzielen, die kaum ein US-Wettbewerber erbringen kann. Und unter den starken Beibooten schwimmen Unternehmen wie u-Blox mit.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

18. Juni 2024 Eurozone: Kerninflation und Inflation Mai
19. Juni 2024 Vereinigtes Königreich: Kerninflation und Inflation Mai
20. Juni 2024 Schweiz: Schweiz. Nationalbank Geldpolitische Lagebeurteilung Juni
21. Juni 2024 Eurozone, GB und USA: HCOB und S&P Einkaufsmanagerindizes Juni

Veranstaltungen

Zugerberg Finanz Marktupdate – Juni 2024
«Zinsen 2024 und 2025 – in welche Richtung geht’s?»

Datum: Di., 25. Juni 2024
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom

Zur Anmeldung


Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Schweizerdeutsch – Geld anlegen ist auch Vertrauenssache

Am Dienstag, 27. August 2024 findet bei uns im Lüssihof unsere nächste Informationsveranstaltung für Privatpersonen statt. Dieser Anlass richtet sich primär an Interessierte, die uns näher kennenlernen möchten.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Wandertag – August 2024

Am Freitag, 30. August 2024 findet der nächste Zugerberg Finanz Wandertag statt. Ob Gross oder Klein, mit Freunden oder Freundinnen, als Gruppe oder alleine unterwegs – die Zugerberg Finanz Wandertage sollen für alle ein Erlebnis sein. Merken Sie sich das Datum vor. Das Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung folgen zu einem späteren Zeitpunkt.

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.23
SMI 12'044.6 +8.1%
SPI 15'994.0 +9.8%
DAX € 18'002.0 +7.5%
Euro Stoxx 50 € 4'839.1 +7.0%
S&P 500 $ 5'431.6 +13.9%
Dow Jones $ 38'589.2 +2.4%
Nasdaq $ 17'688.9 +17.8%
MSCI EM $ 1'076.9 +5.2%
MSCI World $ 3'492.1 +10.2%
Obligationenmärkte Seit 31.12.23
SBI Dom Gov TR 213.9 –0.5%
SBI Dom Non-Gov TR 115.6 +0.5%
Immobilienmärkte Seit 31.12.23
SXI RE Funds 468.9 +1.4%
SXI RE Shares 3'187.4 –0.7%
Rohstoffe Seit 31.12.23
Öl (WTI; $/Bbl.) 78.5 +9.5%
Gold (CHF/kg) 66'808.9 +19.7%
Wechselkurse Seit 31.12.23
EUR/CHF 0.9529 +2.6%
USD/CHF 0.8907 +5.9%
EUR/USD 1.0703 –3.0%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 1.45% 1.7%–1.9% 1.2%–1.3%
EUR 3.72% 3.7%–4.0% 3.0%–3.2%
USD 5.34% 5.3%–5.5% 4.0%–4.3%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.75% 0.7%–1.0% 0.8%–1.1%
EUR 2.35% 2.2%–2.5% 2.0%–2.2%
USD 4.22% 3.6%–3.8% 3.0%–3.3%
Teuerung
2022 2023 2024P
Schweiz 2.8% 1.5% 1.3%
Euroland 8.5% 2.6% 2.2%
USA 8.0% 3.0% 2.0%
Wirtschaft (BIP real)
2022 2023 2024P
Schweiz 2.2% 1.3% 1.6%
Euroland 3.3% 1.2% 1.8%
USA 1.9% 2.6% 2.0%
Global 3.0% 2.9% 3.0%
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