Zur Entwicklung des Zugerberg Income Fund

Eines haben Marktbewegungen gemeinsam: Man weiss nie aus welcher Ecke sie kommen. Seit Jahresbeginn ist global ein Rückzug aus Anleihen zu beobachten. Dadurch fallen die Kurse und steigt die Rendite.
Der Zugerberg Income Fund (ZIF) ist unser Gefäss für unser Obligationenportfolio. In diesem Gefäss (Fonds) werden typischerweise 200 bis 300 Obligationen verschiedenster Unternehmen gehalten (Ende April 2022: 241 Obligationen).
Das Rating dieser Obligationen im Schnitt ist «High Grade», sprich wir kombinieren eine hohe Bonität mit einem historisch geringen Ausfallrisiko (<0.3% pro Jahr, d.h. höchstens drei von 1’000 Unternehmen gehen in den Konkurs, und selbst dann ist noch mit einer stattlichen Konkursdividende zu rechnen). Die Kurse sind dennoch stark gefallen, weil sich die breite Anlegerschaft bessere Renditen in anderen Anlageklassen erhofft und das Kapital dorthin lenkt. Ein krasses Beispiel ist die 50-jährige Anleihe der Stadt Bern (wir halten diese Anleihe nicht). Sie handelte anfangs Januar 2022 noch rege zu 100.00 und kann derzeit nur noch mit 47% Verlust zu 53.16 verkauft werden. Natürlich wird sie im Jahr 2070 zu 100.00 zurückbezahlt, aber zwischendurch kann der Kurs offensichtlich ganz erheblichen Schwankungen unterworfen sein.
Vor zehn Jahren bildeten wir unser Obligationenportfolio noch mit einigen wenigen einzelnen Obligationen ab (10 bis 12 an der Zahl) – mit entsprechend hohem Kursrisiko wegen der eingeschränkten Diversifikation. Der Franken-Kapitalmarkt trocknete aber zunehmend aus und bald gab es nur noch wenige Anleihen mit einer positiven Rückzahlungsrendite. Die grossen Schweizer Unternehmen wie Nestlé, Roche, Novartis, Zurich, ABB, Holcim usw. nahmen praktisch nur noch die ausländischen Anleihensmärkte in Anspruch. Wenn der Versicherer Helvetia beispielsweise eine Übernahme in Spanien (Firma Caser) vornimmt, bezahlt er dies in Euro und nimmt das entsprechende Fremdkapital mittels einer Euro-Anleihe auf.
Der Einsatz eines Fonds bringt heute im Obligationenbereich überragende Vorteile mit sich:
- deutlich grössere Diversifikation (mehr Schuldner, mehr Branchen, mehr Geschäftsmodelle, mehr Obligationen)
- Zugang zu institutionellen Obligationen (über 90% der Anleihen in Europa haben heute eine Mindestzeichnungsgrösse von 100’000 CHF, EUR, USD)
- die Möglichkeit, Währungsrisiken abzusichern
- die Möglichkeit, Zinsrisiken abzusichern
- und nicht zuletzt deutlich tiefere Depotbankkosten, da die Depotbank den Obligationenhandel nicht mehr vornehmen muss.
Seit Jahresbeginn hat sich der ZIF negativ entwickelt. Hintergrund hierfür sind die Inflationsängste, die weltweit rasch gestiegenen Zinsen sowie die massive Verkaufswelle von Anleihen, die derzeit rund um den Globus eingesetzt hat, sowie die steigende Unsicherheit und damit verbunden die steigenden Kreditrisikoprämien. Die Markt- und entsprechende Kursentwicklung ist auch für uns eine grosse Enttäuschung. Mit dem schlechten Abschneiden steht der ZIF allerdings nicht allein da. Der umfassende Index aller Schweizer Staatsanleihen beispielsweise notiert bei -11%, der Swiss Bond Index bei -8%. Der weltweit grösste und wichtigste Anleihensindex (Global Aggregate IG Total Return Index) liegt bei -12% und der Index aller Schwellenländeranleihen bei -15%. Das war global betrachtet der schlechteste Start der Anleihen seit mindestens 1973, d.h. seit 50 Jahren. Die massiven Zinserhöhungen wirkten wie eine tektonische Plattenverschiebung bei allen Anleihen der Welt.
Die Entwicklung bei den Kursen ist gewiss enttäuschend, aber nur vorübergehend. Eine Anleihe wird in der Regel zu 100.00 emittiert und zu 100.00 zurückbezahlt. Je grösser die zeitliche Differenz zwischen der Ausgabe und der Rückzahlung ist, desto grösser sind die Schwankungsrisiken. Langfristige Anleihen durchlaufen letztlich wohl gleich mehrere Wechselbäder der Gefühle. Hält man nur kurzfristige Anleihen, rentieren diese nach wie vor klar negativ. Und über positive Zinsen auf Bankkonti werden sich die Sparer noch lange nicht freuen können. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Obligationen im ZIF beträgt 4.3 Jahre («Modified Duration»).
Wir gehen beim ZIF gewiss Schwankungsrisiken ein, aber relativ geringe Kreditrisiken. Wir erwarten keine Konkurse von Emittenten, die wir im ZIF halten. Übrigens verzeichnete der ZIF im März 2020 einen ähnlichen Rückgang wie jetzt, von dem er sich innert Jahresfrist praktisch wieder erholte. Es gibt keinen Grund, sich grundsätzliche Sorgen zu machen, was die gehaltenen Obligationen betrifft. Auch die jüngsten Aussagen des US-Zentralbank-Chefs Jerome Powell zum Zinserhöhungskurs der Federal Reserve beruhigte die erhitzten Gemüter wieder.
Einige Beispiele, die für die negative Entwicklung verantwortlich sind, sollen dies aufzeigen:
Firmenich (ein Aromastoffkonzern mit Hauptsitz in Genf)
Fixer Coupon von 3.75% bis September 2029.
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der nachrangigen Obligation um 8% gefallen. Dadurch ist die Verfallsrendite auf 4.6% gestiegen – bis September 2025.
Zurich Insurance (globaler Versicherer mit Hauptsitz in Zürich)
Fixer Coupon von 3.5% bis Frühjahr 2032.
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Obligation von 100 um 16% auf 84.4 gefallen. Dadurch ist die Verfallsrendite von 3.5% auf 5.6% gestiegen. Per Annum! Dies bei einem unveränderten Rating von A+.
ZF Friedrichshafen (globaler Industriebetrieb mit Hauptsitz am Bodensee)
Fixer Coupon von 2.25% bis Mai 2028.
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Obligation von 100 um 17% auf 82.7 gefallen. Dadurch ist die Verfallsrendite von 2.3% auf 5.8% p.a. gestiegen. Dies bei einem unveränderten Rating an der Schwelle BBB-/BB+.
Veolia Environnement (globaler Marktleader in der Abfallbewirtschaftung; Hauptsitz in Paris)
Fixer Coupon von 2.0% bis Ende 2027.
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der nachrangigen Obligation von 99.7 um 13% auf 86.8 gefallen. Dadurch ist die Verfallsrendite von 2.1% auf 4.7% p.a. gestiegen. Dies bei einem unveränderten Rating BBB-.
Iberdrola (iberischer Produzent von erneuerbarer Energie, insbesondere aus Windkraft; Hauptsitz in Bilbao)
Fixer Coupon von 1.875% bis Januar 2026.
Seit Jahresbeginn ist der Kurs der nachrangigen Obligation von 102.0 um 9% auf 92.0 gefallen. Dadurch ist die Verfallsrendite von 1.3% auf 4.1% p.a. gestiegen. Dies bei einem unveränderten Rating BBB.
Die Erholung des ZIF wird kommen, und sie wird deutlich stärker sein als im restlichen Obligationenmarkt. Denn im Unterschied zu den Staatsanleihenindizes werfen die im ZIF gehaltenen Obligationen 2.9% an Zinsen ab pro Jahr (0.24% pro Monat). Zudem werden sich die Kurse der Obligationen auf Fälligkeit (Rückzahlung) hin auf 100% erholen. Was es nun braucht, ist Geduld. So wie im April 2020.
An den Zinsmärkten findet nach dem historischen Anstieg der letzten Monate aktuell eine Beruhigung statt. Zudem dürfte sich auch die Anlegerstimmung generell von aktuell extrem pessimistisch in den kommenden Wochen und Monaten deutlich aufhellen. Dies wird dem ZIF ordentlich Rückenwind verleihen.
Das Erholungspotenzial des ZIF ist beträchtlich. Antizyklischen Investoren bietet das aktuelle Kursniveau beim ZIF, wie auch bei den Aktien, über 12 bis 24 Monate sehr aussichtsreiche Perspektiven.
Wenn Sie weitere Informationen zum aktuellen Zinsumfeld, zur Entwicklung der Obligationen und/oder des Zugerberg Income Funds wünschen, steht Ihnen Ihr persönlicher Finanzberater jederzeit gerne zur Verfügung.