Wochenbericht 11/2023

Publikationen

Seismische Wellen

In der vergangenen Woche sind die globalen Kapitalmärkte von seismischen Schwingungserregungen erfasst worden. War das nun ein Sturm im Wasserglas oder ein Vorbote einer neuen Finanzkrise? In Kalifornien wurde die Start-ups finanzierende Silicon Valley Bank unter die Fittiche der staatlichen Einlagesicherungsgesellschaft genommen. Kundengelder flossen in nie geahntem Ausmass ab, was die Bank dazu zwang, hohe Buchverluste auf US-Staatsanleihen zu realisieren.

Als Folge stark gestiegener Leitzinsen kam es auf diesen Positionen zu hohen Verlusten. Das betrifft grundsätzlich alle Finanzinstitutionen, welche ihre Reserven in Staatsanleihen investierten. Die Schweizerische Nationalbank erzielte 2022 einen Buchverlust von 132 Milliarden Franken, was vor allem auf die tieferen Anleihenskurse zurückzuführen war. Bei der Federal Reserve summierten sich die Verluste auf über 500 Milliarden Dollar. Das ist kein Problem, solange man die Wertminderungen nicht realisieren muss.

Bei der Silicon Valley Bank führten allerdings die über alle sozialen Medien verbreiteten Gerüchte über die Schieflage in der Bilanz blitzschnell zum ersten digitalen Bank Run. Allein am Donnerstag haben die Zahlungsaufträge, die bei der Bank eingegangen sind, rund 25% (!) ihrer Bilanzsumme betroffen. Ein derart rasanter Vertrauensschwund ist kaum allein zu stemmen. Seit Montagmorgen sind die von der Einlagensicherung gedeckten 250’000 Dollar wieder verfügbar. Wer der Bank mehr als diese Summe anvertraut hat, muss wohl ein bis zwei Monate warten, bis rund die Hälfte verfügbar gemacht wird.

Durch die Zweifel an der Stabilität des Finanzsystems tauchten weltweit Bank- und Finanzaktien. In der Schweiz büssten Partners Group in der vergangenen Woche 8.5% und die UBS 7.3% ein. Ein logischer Zusammenhang, mit Ausnahme der Branchenzugehörigkeit, ist schwer zu erkennen. Wir betrachten die Vorgänge eher als eine Überreaktion. Partners Group ist keine Bank und nimmt überhaupt keine Kundeneinlagen entgegen. Die UBS verfügt über eine solide Bilanzstruktur und über ein Kapitalpolster, das täglich durch das lukrative Zinsdifferenzgeschäft gestärkt wird. In den USA ist das anders. Wenn eine US-Bank Kundengelder nur mit 0% bis 1% verzinst, auf dem Geldmarkt jedoch Vehikel mit über 5% Zinsen locken, riskiert sie, dass viele Kunden rasch ihr Kapital abziehen.

Der Swiss Market Index beendete die Woche bei 10’765 Punkten (-3.8% in der vergangenen Woche), nur noch 0.3% höher als zu Jahresbeginn. Die Schwergewichte liegen inzwischen alle im Minus. Nestlé und Zurich Insurance Group mit je -2% seit Jahresbeginn, Roche mit -9% und Novartis mit -11%.

Thema der Woche: Massgebliche Richtungsänderung

In dieser Woche wird die Europäische Kommission ihre massgeblichen, richtungsweisenden Pläne zu den Themen erneuerbare Energie, Clean Tech und die Herstellung sauberer Energieanlagen publizieren. Diese Gesetzgebung soll am 23. und 24. März auf der Tagung des Europäischen Rates erörtert werden. Das wird ein weiterer wichtiger (positiver) Schritt für die Branche der sauberen Energien sein, der eine bessere Sichtbarkeit der Vorschriften und ein stärkeres organisches Wachstum unterstützt. Wir sehen der Thematik gerade aus der Perspektive des DecarbRevo mit Vorfreude entgegen.

Der Entwurf der Europäischen Kommission schlägt die Ernennung einer nationalen Stelle pro Mitgliedsstaat vor, die das gesamte Genehmigungsverfahren überwachen würde. Die Mitgliedsstaaten hätten drei Monate Zeit (ab der Verabschiedung dieser Rechtsvorschriften), um eine solche Stelle zu benennen. Ein solches Konzept einer einzigen Anlaufstelle dürfte für tiefgreifende Auswirkungen sorgen. Denn sie soll zur Verkürzung der Genehmigungszeit entscheidend beitragen. Verglichen mit der derzeitigen Vorlaufzeit von vier bis fünf Jahren, manchenorts sogar zehn Jahren, fordert die Europäische Kommission die Genehmigung von Projekten innerhalb von 9 bis 12 Monaten, je nach deren Grösse. Werden diese Projekte nicht innerhalb dieses Zeitrahmens genehmigt, würde dies eine automatische Genehmigung bedeuten. Unserer Ansicht nach könnte dies tiefgreifende Auswirkungen auf die Umsetzung des Ausbaus von Wind- und Solarkapazitäten haben.

Starke Impulse sind sodann für die Entwicklung einer heimischen Lieferkette (Ausrüstung für saubere Energie, Solarpanelproduktion usw.) zu erwarten. Die Europäische Kommission hat Ziele für die lokale Herstellung von Anlagen für saubere Energie gesetzt. Dem Gesetzesentwurf zufolge müssen 40% des Zubaus an Photovoltaikanlagen aus Anlagen stammen, die in der EU hergestellt werden; dieser Prozentsatz würde bei Elektrolyseuren auf 50%, bei Wärmepumpen auf 60% und bei Windturbinen und Batterien auf 85% steigen. Man will ganz bewusst im Rückbau der Energieabhängigkeit von Russland nicht in eine neue Abhängigkeit (z. B. China) fallen.

Ungewiss bleibt die Richtung im Bereich der Steuergutschriften sowie steuerlichen Anreize einzugehen: Ein Schlüsselinstrument zur Kapitalmobilisierung ist zumindest der erste Schritt, der mit 245 Milliarden Euro über «REPower» der EU finanziert werden könnte.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

14. März 2023: Eurozone: EU Pläne zur erneuerbaren Energie und zur Dekarbonisierung
15. März 2023: China: Detailshandelsumsätze und industrielle Produktion Januar-Februar
16. März 2023: USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW11, März
17. März 2023: USA: University of Michigan Sentiment März

Veranstaltungen

Zugerberg Finanz Wandertag – Mai 2023

Am Freitag, 5. Mai 2023 (Verschiebedatum Fr., 12. Mai 2023) findet die 16. Ausgabe des Zugerberg Finanz Wandertags statt. Die Route führt uns ausgehend von Baar entlang des Lorzentobels hinauf auf den Gubel und danach via Neuägeri wieder zurück nach Baar. Den krönenden Abschluss bildet traditionsgemäss der Apéro im wunderschönen Garten des Lüssihofs.

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz KidsDay – Mai 2023

Am Mittwoch, 17. Mai 2023 findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Next Sport Generation die 9. Ausgabe des Zugerberg Finanz KidsDay in Steinhausen statt. Für diesen Plausch-Fussballnachmittag können sich Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren anmelden. Austragungsort ist die Sportanlage Eschfeld in Steinhausen. Gekickt wird zwischen 13.00 und 17.00 Uhr.

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Wirtschafts- und Börsenausblick – Juni 2023

Am Donnerstag, 15. Juni 2023 und Dienstag, 20. Juni 2023 findet im Theater Casino in Zug sowie im KKL in Luzern die 31. Ausgabe des Zugerberg Finanz Wirtschafts- und Börsenausblicks statt. An dieser Veranstaltung informieren wir über das Geschehen in der Wirtschaft und an den internationalen Kapitalmärkten sowie über die Entwicklung unserer Vermögensverwaltung.

Das Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung werden zu einem späteren Zeitpunkt über unsere Webseite abrufbar sein.

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.22
SMI 10'765.3 +0.3%
SPI 13'989.5 +1.9%
DAX € 15'428.0 +10.8%
Euro Stoxx 50 € 4'229.5 +11.5%
S&P 500 $ 3'861.6 +0.6%
Dow Jones $ 31'909.6 –3.7%
Nasdaq $ 11'138.9 +6.4%
MSCI EM $ 955.3 –0.1%
MSCI World $ 2'657.4 +2.1%
Obligationenmärkte Seit 31.12.22
SBI Dom Gov TR 198.1 +3.7%
SBI Dom Non-Gov TR 109.7 +0.8%
Immobilienmärkte Seit 31.12.22
SXI RE Funds 451.1 +2.5%
SXI RE Shares 2'815.6 –2.9%
Rohstoffe Seit 31.12.22
Öl (WTI; $/Bbl.) 76.7 –4.5%
Gold (CHF/kg) 55'301.4 +2.0%
Wechselkurse Seit 31.12.22
EUR/CHF 0.9802 –0.9%
USD/CHF 0.9207 –0.4%
EUR/USD 1.0643 –0.6%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.94% 1.2%–1.3% 1.4%–1.6%
EUR 2.98% 2.5%–2.7% 3.2%–3.5%
USD 5.12% 4.8%–5.0% 4.4%–4.7%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 1.38% 1.3%–1.5% 1.4%–1.6%
EUR 2.45% 2.4%–2.7% 2.7%–3.0%
USD 3.70% 3.6%–3.9% 3.3%–3.6%
Teuerung
2022P 2023P 2024P
Schweiz 2.8% 2.3% 1.6%
Euroland 8.5% 6.0% 2.2%
USA 8.0% 4.0% 2.5%
Wirtschaft (BIP real)
2022P 2023P 2024P
Schweiz 2.2% 0.8% 1.5%
Euroland 3.3% 1.0% 1.0%
USA 1.9% 1.0% 1.0%
Global 3.0% 2.2% 2.4%
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