Wochenbericht 22/2024

Publikationen

Konsolidierung auf stattlichem Niveau

Die Schweizer Börse hat sich nach dem verlängerten Pfingstwochenende eine Verschnaufpause gegönnt. Der Leitindex SMI senkte sich auf 11’931 Punkte (-0.9% in der vergangenen Woche). Solid verlief der Start von Swiss Life ins erste Quartal. Vor allem die Gebühreneinnahmen (+11%) waren beeindruckend. Die verwalteten Vermögen – insbesondere Immobilien und Infrastruktur – stiegen auf über 117 Milliarden Franken. Echt relevante, mittelfristige Überlegungen werden allerdings erst am Investorentag vom 3. Dezember gemacht werden können. Bis dahin dürfte es um die dividendenstarke Aktie eher ruhig bleiben.

Auch die weltweit tätige Zurich arbeitet rentabel und schüttet 75% des Gewinns aus. Die Profitabilität und das Wachstum werden überall lokal gesteuert. Das Geschäft in den USA wird «nicht aus Zürich, sondern aus Chicago» geführt, betont der Konzernchef Mario Greco. Aber die Schweizer Wurzeln mit einem Verständnis für Zuverlässigkeit, Neutralität und Qualität der Dienstleistungen helfen Übernahmen zu tätigen, wie zuletzt in Indien, wo Zurich die Mehrheit des Versicherungsgeschäfts von Kotak Mahindra gekauft hat, in einem wachstumsstarken Land, in dem der Versicherer zuvor keine Lizenz hatte.

Ansonsten waren Konjunktur- und Unternehmensnachrichten eher Mangelware. Aktien wie Lonza, deren Kurse sich in diesem Jahr oder in jüngerer Vergangenheit sehr gut entwickelt hatten, lagen eher auf der Verliererseite. Selbst der Inflations- und Zinsoptimismus im Euroraum, den Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank versprühte, vermochte keine Impulse zu setzen. Die Konjunkturaussichten für Europa hellen sich nach einer Schwächephase von mehreren Quartalen allmählich auf. Die Einkaufsmanager (+52.2) sind so optimistisch wie schon lange nicht mehr. Positiv wird die Entwicklung durch tiefere Inflationsraten und höhere Realeinkommen beeinflusst.

Das erhofft sich auch der britische Premierminister Rishi Sunak und bezeichnete den deutlichen Rückgang der Inflation in Grossbritannien als «wichtigen Moment für die Wirtschaft». Die Preise stiegen im April auf Jahressicht um +2.3% (+3.2% im Vormonat). Sinkende Gas- und Strompreise drückten die Inflation auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Deshalb kündigte Sunak an, dass in Grossbritannien am 4. Juli ein neues Parlament gewählt werden soll. Als Sunak im Herbst 2022 die Nachfolge von Liz Truss antrat, belief sich die Inflation noch auf 11%. Nun will er aus dem ökonomisch vorteilhaften Umfeld das bestmögliche Ergebnis erzielen.

Das herausragende Ereignis in der vergangenen Woche waren die Nvidia-Zahlen, dem Vorzeigeunternehmen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Anderseits glauben wir, dass es zahlreiche US-Aktien auf ihrem Bewertungsniveau nicht einfach haben werden, sich weiterzuentwickeln. Günstigere europäische Unternehmen sind in der Regel flexibler, um geopolitische Unsicherheiten und traditionelle Marktherausforderungen zu meistern. Deshalb fühlen wir uns mit dem Fokus auf defensive Schweizer Aktien besser aufgehoben als in den US-Aktien, die in einem passiven Portfolio heue 70% der Weltaktien ausmachen.

Thema der Woche: Nvidia und Künstliche Intelligenz

Natürlich freute uns das Quartalsergebnis von Nvidia. Es bleibt als Aushängeschild für die Künstliche Intelligenz (KI) das wohl wichtigste Unternehmen, um die grössten Technologiewerte in Gang zu setzen. Im Weltaktienindex ist Nvidia aufgrund seiner Marktkapitalisierung von 2’500 Milliarden Dollar heute mit 2.1% gewichtet. Noch im ersten Quartal 2023 lag dieses Gewicht bei weniger als 0.3%. Inzwischen handelt es sich um das global wertvollste Tech-Unternehmen nach Microsoft und Apple. Die Einnahmen des Unternehmens sind so schnell gewachsen, dass Nvidia jetzt in einem Quartal so viel verdient, wie noch vor zwei Jahren in zwölf Monaten.
Nvidia verkauft die Chips, welche das Herzstück von KI-Computersystemen bilden, und verzeichnete damit einen explosiven Umsatzanstieg, der durch das rasante Wachstum der Rechenzentrumssparte begünstigt wurde. Die Nachfrage nach KI-Diensten kurbelt über Nvidia hinaus ein ganzes Wirtschaftssystem an. Wir dürfen keinesfalls die Breitenwirkung übersehen, was den zusätzlichen Bedarf an mehr Rechenzentren, Energieerzeugung und entsprechenden Bauinvestitionen und Finanzierungen erfordert. Schliesslich handelt es sich um den mächtigsten Produktivitätsschub seit Jahrzehnten, der in immer mehr Branchen diffundiert.
Gerade kürzlich hat Microsoft einen fünfjährigen Vertrag mit Brookfield Renewable (von dieser Firma halten wir Aktien im DecarbRevo) abgeschlossen, um sich erneuerbare Energiequellen für die eigenen Datencenter zu sichern. Dabei handelte es sich um den grössten jemals abgeschlossenen Vertrag für erneuerbare Energie.
Amazon wird folgen. Erst letzte Woche kündigte der Konzern an, in den kommenden Jahren rund 17 Milliarden Dollar in Rechenzentren in Spanien zu investieren, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Das unterstützt Versorgungsunternehmen wie Enel, Iberdrola, SSE usw. in ihren Vorhaben, die Elektrifizierung mittels effizienten Stromverteilungsnetzen in Europa voranzutreiben. Die meisten grossen Unternehmen der grünen Energiebranche erlitten in den vergangenen zwei Jahren eine starke Kompression ihrer Bewertung.
Nun scheint sich der Trend zu wenden. KI wird nicht nur eine Zäsur im technologischen Fortschritt sein, sondern auch im Energiebedarf. Das spüren auch unsere DecarbRevo Strategien, die sich allesamt in einem positiven Momentum befinden. Von den Trends zur Elektrifizierung, zu smarter Infrastruktur und zur digitalen Industrie mitsamt Automation profitieren jedoch auch Unternehmen wie Schneider Electric, Siemens und ThermoFisher Scientific.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

27. Mai 2024 Deutschland: ifo Geschäftsklima und Erwartungen Mai
29. Mai 2024 Deutschland: Inflation und Kerninflation Mai
30. Mai 2024 USA: BIP sowie reale Konsumausgaben im ersten Quartal
31. Mai 2024 USA: PCE-Inflation und Kerninflation April

Veranstaltungen

Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Schweizerdeutsch – Geld anlegen ist auch Vertrauenssache

Am Donnerstag, 6. Juni 2024 findet bei uns im Lüssihof unsere nächste Informationsveranstaltung für Privatpersonen statt. Dieser Anlass richtet sich primär an Interessierte, die uns näher kennenlernen möchten.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Wirtschafts- und Börsenausblick – Juni 2024

Am Montag, 17. Juni 2024 und Mittwoch, 19. Juni 2024 findet im KKL in Luzern sowie im Theater Casino in Zug die 33. Ausgabe des Zugerberg Finanz Wirtschafts- und Börsenausblicks statt. Durch das Programm führen Timo Dainese, Gründer und geschäftsführender Partner sowie Prof. Dr. Maurice Pedergnana, Chefökonom und geschäftsführender Partner der Zugerberg Finanz.

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Marktupdate – Juni 2024
«Zinsen 2024 und 2025 – in welche Richtung geht’s?»

Datum: Di., 25. Juni 2024
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom

Zur Anmeldung

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.23
SMI 11'931.7 +7.1%
SPI 15'936.4 +9.4%
DAX € 18'693.4 +11.6%
Euro Stoxx 50 € 5'035.4 +11.4%
S&P 500 $ 5'304.7 +11.2%
Dow Jones $ 39'069.6 +3.7%
Nasdaq $ 16'920.8 +12.7%
MSCI EM $ 1'083.0 +5.8%
MSCI World $ 3'462.1 +9.2%
Obligationenmärkte Seit 31.12.23
SBI Dom Gov TR 212.5 –1.1%
SBI Dom Non-Gov TR 115.3 +0.2%
Immobilienmärkte Seit 31.12.23
SXI RE Funds 484.1 +4.7%
SXI RE Shares 3'200.0 –0.3%
Rohstoffe Seit 31.12.23
Öl (WTI; $/Bbl.) 77.7 +8.5%
Gold (CHF/kg) 68'632.2 +23.0%
Wechselkurse Seit 31.12.23
EUR/CHF 0.9922 +6.8%
USD/CHF 0.9147 +8.7%
EUR/USD 1.0847 –1.7%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 1.46% 1.7%–1.9% 1.2%–1.3%
EUR 3.81% 3.7%–4.0% 3.0%–3.2%
USD 5.34% 5.3%–5.5% 4.0%–4.3%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.83% 0.7%–1.0% 0.8%–1.1%
EUR 2.57% 2.2%–2.5% 2.0%–2.2%
USD 4.47% 3.6%–3.8% 3.0%–3.3%
Teuerung
2022 2023 2024P
Schweiz 2.8% 1.5% 1.3%
Euroland 8.5% 2.6% 2.2%
USA 8.0% 3.0% 2.0%
Wirtschaft (BIP real)
2022 2023 2024P
Schweiz 2.2% 1.3% 1.6%
Euroland 3.3% 1.2% 1.8%
USA 1.9% 2.6% 2.0%
Global 3.0% 2.9% 3.0%
Zurück zu News