Liquidität, Währung
Die Weltwirtschaft wird von hohen Inflationsraten erlöst
Der globale Leitzinszyklus erreicht in diesen Monaten sein Zyklushoch. Dabei gilt die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) als Taktgeber mit ihrer jüngsten und wohl letzten Leitzinserhöhung. Die Inflationsraten kehren im Laufe der kommenden vier bis sechs Quartale auf ein Niveau zurück, das Zentralbanken mit Preisstabilität verbinden. Damit ist der Weg frei für eine attraktive Phase im Aktienzyklus.
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Die Schätzungen der Zinsauguren sind unmissverständlich. Der Inflationsdruck lässt aufgrund der Entspannung an den Rohstoffmärkten und der Normalisierung im Frachtmarkt nach. Die Frachtkosten für einen Standardcontainer von Shanghai nach Rotterdam sind mit 1’600 Dollar wieder auf die langjährigen Durchschnittswerte zurückgefallen. Die Lieferketten normalisierten sich trotz anhaltenden geopolitischen Spannungen selbst im südchinesischen Meer. Der Global Supply Chain Pressure Index, den die Federal Reserve Bank of New York monatlich berechnet, ist sogar auf das tiefste Niveau seit 15 Jahren gefallen. Davon profitieren die Unternehmen. Die Produzentenpreise (gemessen an der Preisänderung, wenn sie ihren Produktionsort verlassen) fielen bereits extrem stark zurück. Das wird in einer Wettbewerbswirtschaft zu einer Veränderung der Konsumentenpreise führen.
Die Chancen sind intakt, dass wir gegen Ende 2024 Inflationsraten erfahren werden, die sich wieder im herkömmlichen Rahmen bewegen. Vom Wettbewerb geht seit jeher ein deflationärer Charakter aus. Unternehmen, die auf den Gewinn von Marktanteilen und damit eine grössere Kundschaft ausgerichtet sind, senken ihre Preise. Prominente Beispiele dazu gibt es zuhauf, jüngst vor allem in der Telekom- und Automobilbranche. Auch von der Globalisierung, der Automatisierung und Roboterisierung geht ein deflationärer Trend aus. Wofür früher viel Geld ausgegeben wurde (z. B. Übersetzungsdienste), erfolgt dies heute grösstenteils kostengünstig und maschinell (z. B. «DeepL»).
Mit der neuen Bandbreite von 5.0% bis 5.25% der US-Leitzinsen, welche der Offenmarktausschuss der Fed anfangs Mai festlegte, dürfte der Zinsgipfel erreicht sein und die Volatilität auf den Dollaranleihen abnehmen. Die unkonventionelle Geldpolitik mit 500 Basispunkten Zinserhöhung innert 15 Monaten hat zunächst den Dollar gestärkt und die restliche Weltwirtschaft inflationiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die starken Nebenwirkungen von geldpolitischen Handlungen unterschätzt werden.
Nun aber stehen positive Zeiten an. Der Dollar schwächt sich weiter ab und begünstigt damit gleichermassen die Disinflation und das Wachstum in Nicht-Dollar-Wirtschaftsräumen wie Europa und den Schwellenländern. Aktien haben in den letzten 50 Jahren den Zinsgipfel immer als attraktiven Ausgangspunkt erfahren. In den zwei Jahren nach der letzten Zinserhöhung haben Aktien stärker als alle anderen Anlageklassen zugelegt. Auch Unternehmensanleihen dürften vom Zinsgipfel auf mittlere Frist deutlich profitieren, u. a. Anleihen von Versicherungen, aber auch von Banken, deren Zinsmarge und Profitabilität ausserhalb der USA im Steigen begriffen sind.
Anlageklasse | 3–6 Monate | 12–24 Monate | Einschätzung |
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Bankkonto |
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Viele Banken verdienen derzeit eine Menge Geld an der wachsenden Marge zwischen praktisch unverzinsten Bankkonti und gut verzinsten Ausleihungen. |
Euro / Schweizer Franken |
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Seit einem halben Jahr pendelt der EURCHF Kurs in einer engen Bandbreite zwischen 0.98 und 1.00 hin. Wir rechnen weiterhin mit dieser Stabilität. |
US-Dollar / Schweizer Franken |
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Der aktuelle Wechselkurs liegt bei 0.89 (-3.2% seit Jahresbeginn). Auf Termin in 12 Monaten wird der Dollar nur noch zu 0.86 gehandelt. |
Euro / US-Dollar |
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Der Euro erstarkt und der aktuelle Kurs liegt bei 1.10. Der Terminkurs in 12 Monaten liegt bei 1.12. Es wird somit weiterhin mit einem starken Euro gerechnet. |