Steigende Kurse und die Crash-Angst
Letze Woche die Überraschung: Facebook übernimmt für 19 Milliarden Dollar den Gratis-SMS-Dienst WhatsApp. Der Konzern, der in Kalifornien bloss 50 Mitarbeiter beschäftigt, wird durch die Übernahme gleich hoch bewertet wie der Sportartikelhersteller Adidas (46‘700 Mitarbeiter, 14,9 Milliarden Euro Umsatz). Sofort werden Erinnerungen an das Platzen der Technologie-Bubble im Frühjahr 2000 wach. Droht eine neue Internet-Blase?
Auch der Stand der Indizes lässt aufhorchen. In der Schweiz und den USA steigen die Kurse bereits das fünfte Jahr in Folge. Verschiedene Indices verzeichnen neue Höchststände. Nun macht zusätzlich eine Grafik, die vom baldigen Ende dieses Aufwärtstrends warnt, die Runde. Der «Chart of Doom» – auf Deutsch «Grafik des Untergangs» – vergleicht die Entwicklung des US-Börsenindex Dow Jones von 1929 mit der aktuellen Situation und bringt dabei verblüffend ähnliche Verlaufsmuster zu Tage. Fachleute sehen bei der «Grafik des Untergangs» zwar Parallelen der beiden Kurven, relativieren aber die Vergleichbarkeit. «Die Entwicklung des Dow-Jones-Index aus den beiden Epochen miteinander zu vergleichen, ist ziemlich willkürlich», sagt Timo Dainese, Geschäftsführer der Zugerberg Finanz AG. «Wenn man die letzten 80 Jahre Börsenverlauf betrachtet, findet man immer Parallelen», erklärt er. Fundamental können sich die Muster aber stark unterscheiden. So habe sich Ende der 1920er-Jahre eine einzigartige Spekulationsblase gebildet. «Anleger kauften damals viel mehr Wertpapiere auf Kredit. Gegenwärtig ist die Aktien-Hausse breiter abgestützt.» Von einer allgemeinen Überhitzung könne deshalb nicht die Rede sein. «Viele Kleinanleger sind zudem gar nicht selber am Markt aktiv», erklärt der Anlagespezialist.
Vergleich Dow Jones heute und 1928-1929
Die Zugerberg Finanz AG ist verhalten positiv gestimmt, was die Aktienentwicklung betrifft. «Die Märkte sind gut ins neue Jahr gestartet», sagt Timo Dainese. Die Korrektur der letzten Wochen sei eine normale Entwicklung in einem mehrjährigen Anstieg. «Sie ist auf die konservativere US-Geldpolitik und die Währungskrisen in verschiedenen Schwellenländern zurückzuführen. Gute Anlagemöglichkeiten würden weiterhin gesucht», ist Dainese überzeugt. «Viele Investoren nutzen die Kursschwächen, um zuzukaufen. Es herrscht nach wie vor Anlagenotstand im aktuellen Nullzinsumfeld.»
Trotzdem bleiben Finanzspezialisten bei Börsengängen von Techfirmen vorsichtig. Beim Hype rund um den Twitter-IPO im letzten Dezember wurden Anleger vielerorts gewarnt. «Twitter ist für risikoscheue Anleger kein Thema», sagt auch Timo Dainese. Zu unsicher seien das Geschäftsmodell und die fehlenden Werbemöglichkeiten. Er erklärt weiter: «Wir sehen im Techbereich gewisse Gefahren einer Blasenbildung. Bei der Bewertung von Firmen wie Facebook, Twitter oder Tesla ist viel Hoffnung und Fantasie eingepreist.»
Die Börse in der Schweiz betrachtet die Zugerberg Finanz AG als mehrheitlich «gesund und nicht absturzgefährdet», solange sich das wirtschaftliche Umfeld nicht negativ verändere. «Es könne kurzfristig immer wieder zu Rückschlägen kommen», meint Timo Dainese. «Dabei gibt es aber genügend Wartegelder, die zu tieferen Kursen sofort eingesetzt würden.» Deshalb sieht er langfristig weiteres Potenzial nach oben. «Wer jetzt in den Aktienmarkt einsteigen will, sollte aber selektiv vorgehen und in Qualitätstitel investieren», empfiehlt Timo Dainese.
Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – den gesamten Artikel aus der Neuen Zuger Zeitung mit exklusiven Stellungnahmen von Timo Dainese finden Sie hier.