Wochenbericht 08/2022

Publikationen

Sorgen halten Anleger auf Trab

Die Sorgen dies- und jenseits des Atlantiks könnten nicht unterschiedlicher sein. Diesseits geht die erhöhte Angst um einen Ukrainekrieg um. Insbesondere die Gebiete um Donezk und Luhansk könnten ein Schicksal erfahren wie die Regionen Südossetien und Abchasien im Kaukasuskrieg 2008 in Georgien. Dies macht die europäischen Anleger nervös, kann die Energiepreise noch weiter ansteigen lassen und führt zu höheren Risikoprämien, was die Kurse von Aktien und Anleihen belastet.

In den USA interessiert sich kaum jemand für derartige Konflikte. Am Montag (Washington’s Birthday) bleiben die Börsen zu, und der Blick richtet sich umso stärker aufs Shopping und die damit verbundenen Preissteigerungen. Die von der US-Zentralbank Federal Reserve besonders beachtete «Personal Consumption Expenditures» Kerninflation lag Ende Dezember 2021 rund 5% höher als vor Jahresfrist. Auch in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres lässt der Inflationsdruck nicht nach.

Dies ist die Hauptsorge in den USA. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass in einem Land, in dem der Arbeitsmarkt nach dem Prinzip «Hire & Fire» funktioniert, neue Arbeitskräfte mit deutlich höheren Lohnforderungen auf die Arbeitgeber zugehen. Vieles verteuert sich in diesen Tagen und Wochen, ein Hamburger genauso wie ein Steak, eine Flugreise genauso wie ein Autoanhänger.

Der Schweizer Markt beendete die vergangene Woche bei 12’010 Punkten (-6.7% seit Jahresbeginn). Defensive Werte wie Nestlé, Roche und Novartis hielten sich gut. Wachstumswerte litten stärker. Die jüngsten Unternehmensnachrichten waren allesamt von hoher Qualität. Nestlé rapportierte eine Verdoppelung des organischen Wachstums von 3.6% auf zuletzt 7.5%. Dank der stärksten Dynamik seit 2011 blickt der Nahrungsmittelkonzern in eine zuversichtliche Zukunft, erhöht die Dividende und verfolgt mit Aktienrückkäufen im Umfang von 10 Milliarden Franken weiterhin eine aktionärsfreundliche Politik.

Der Bauchemiekonzern Sika vermochte trotz höherer Energie-, Rohstoff- und Transportkosten den Gewinn (+27.1%) deutlich stärker zu steigern als den Umsatz (+17.5%). Uns imponiert der Marktanteilszuwachs, aber auch die Kostendisziplin. Alle Wachstumstreiber wie die Urbanisierung, der demografische Wandel und der technologische Fortschritt bleiben intakt. Die hauseigende digitale Plattform hat den Onlineumsatz 2021 um 45% ansteigen lassen. Ausserdem kommt die verbindliche Vereinbarung zur Übernahme der MBCC Group, dem ehemaligen Bauchemiegeschäft von BASF, voran. Damit würde man zur unangefochtenen Nummer eins in einem wachsenden Markt. Bei Sika folgt aus dem erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte eine Dividendenerhöhung.
Eher überraschend war schliesslich die Dividendenerhöhung bei Cembra Money Bank. Dem Schweizer Marktleader im Konsumkredit- und Leasing-Geschäft hilft die wirtschaftliche Erholung. Das vermehrte grenzüberschreitende Reisen im laufenden Jahr verbessert den Ausblick.

Thema der Woche: Geopolitische Entspannung?

Der Konflikt um die Ukraine wird uns in dieser Woche weiterhin beschäftigen. Aber er wird die Welt nicht verändern. In den USA ist klar, dass für die Regierung keine kriegerische Auseinandersetzung in Frage kommt. Entsprechend gering ist das mediale Echo des Konflikts und das Risiko, dass die Kapitalmärkte erschüttert würden. Der «Geopolitical Risk Index», welcher von Forschern der US-Zentralbank Federal Reserve entwickelt wurde und der zehn führende Zeitungen nach Meldungen zu geopolitischen Spannungen durchsucht, weist bezüglich der grösseren Industrieländer auf eine fortgesetzte globale Entspannung hin.

Davon hat sich der Russland-Ukraine-Konflikt abgekoppelt, aber für den interessieren sich weder Asien noch Afrika oder Amerika. Auch die wirtschaftliche Bedeutung Russlands wird häufig mit der geografischen Grösse verwechselt. Die Wirtschaftsleistung Russlands ist so gross wie etwa jene von den Niederlanden und Belgien zusammen, und ein wesentlicher Teil davon ist auf Rohstoffexporte zurückzuführen (Öl, Gas, Kohle, Eisen und Stahl sowie Getreide). Auch Südkorea mit seinen 28 Millionen Einwohnern hat Russland hinsichtlich des Bruttoinlandprodukts längst überholt. Die Exporte da sind geprägt von hochwertigen Industriegütern, Halbleitern (Samsung), Autos (Hyundai), Batterien (LG Chem) usw.

Der Niedergang und die abnehmende weltwirtschaftliche Bedeutung sind auf die politische Führung in Russland zurückzuführen. Seit 23 Jahren führt Vladimir Putin dieses Land mit einer Bevölkerung von 145 Millionen Menschen. Doch trotz enormen Ressourcen geht es dem Land wirtschaftlich schlecht, die Lebenserwartung sinkt seit vielen Jahren und die Armut ist weiter verbreitet als in zahlreichen Schwellenländern. Etwa 50% der Schulen im Land verfügen nicht über Toiletten. Die öffentliche Infrastruktur ist typischerweise in einem miserablen Zustand. Rund 40% der Städte haben nicht einmal einen Gasanschluss und frieren sich durch den Winter hindurch. Dafür machen Putins Oligarchen Gas- und Ölgeschäfte mit Westeuropa und China und verdienen Milliarden daran. Wird ein Krieg in der Ukraine etwas daran ändern können? Bilder von Särgen mit russischen Soldaten kann sich jedenfalls auch Vladimir Putin vor den Wahlen 2024 nicht leisten.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

21. Februar 2022: Eurozone: Markit Einkaufsmanagerindizes Februar
22. Februar 2022: Deutschland: ifo Geschäftsklima & Erwartungen Februar
24. Februar 2022: USA: Kansas City Fed Index verarb. Gewerbe Februar
25. Februar 2022: USA: PCE Kerninflation und Inflation Januar

Veranstaltungen

Zugerberg Finanz Marktupdate für Institutionelle Anleger – März 2022

Thema: 2022 wird das Jahr der Zinswende
Datum: Di., 8. März 2022
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom
zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Wirtschaftsworkshops für Jugendliche – März 2022

Jugendliche begeistern und motivieren! Am Samstag, 19. März 2022 sowie Samstag, 26. März 2022 veranstalten wir unter den Titeln «Faszination Wirtschaft» und «Faszination Börse & Kapitalmärkte» zwei Tagesworkshops für Jugendliche. Die Tagesworkshops, die einzeln besucht werden können, richten sich an Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. Den Jugendlichen wird die Möglichkeit geboten, auf anschauliche Art und Weise den Wirtschaftsthemen näher zu kommen.
zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Wandertag – Mai 2022

Am Freitag, 13. Mai 2022 (Verschiebedatum Fr, 20. Mai 2022) findet die 14. Ausgabe des Zugerberg Finanz Wandertags statt. Diese führt uns über den «Panoramaweg Ägerital» auf den Gottschalkenberg.
Die Gesamtlänge der Wanderung beträgt rund 15 Kilometer mit einer reinen Wanderzeit von ca. 4 Stunden. Sie ist daher nur für geübte Wanderer mit entsprechender Kondition und Ausdauer zu empfehlen.
Merken Sie sich das Datum bereits vor. Die Anmeldemöglichkeit folgt in Kürze.

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.21
SMI 12'010.1 –6.7%
SPI 15'185.6 –7.7%
DAX € 15'042.5 –5.3%
Euro Stoxx 50 € 4'074.3 –5.2%
S&P 500 $ 4'348.9 –8.8%
Dow Jones $ 34'079.2 –6.2%
Nasdaq $ 13'548.1 –13.4%
MSCI EM $ 1'231.8 0.0%
MSCI World $ 2'983.6 –7.7%
Obligationenmärkte Seit 31.12.21
SBI Dom Gov TR 221.1 –4.0%
SBI Dom Non-Gov TR 117.2 –1.9%
Immobilienmärkte Seit 31.12.21
SXI RE Funds 502.1 –3.2%
SXI RE Shares 3'158.8 –0.9%
Rohstoffe Seit 31.12.21
Öl (WTI; $/Bbl.) 91.1 +21.1%
Gold (CHF/kg) 56'243.4 +4.8%
Wechselkurse Seit 31.12.21
EUR/CHF 1.0434 +0.6%
USD/CHF 0.9215 +0.9%
EUR/USD 1.1322 –0.4%
Kurzfristige Zinsen
3M Progn. 3M Progn. 12M
CHF –0.72 −0.8 - −0.6 −0.8 - −0.6
EUR –0.53 −0.6 - −0.5 −0.4 - −0.1
USD +0.37 0.0 - +0.3 +1.0 - +1.5
Langfristige Zinsen
10-Jahre Progn. 3M Progn. 12M
CHF +0.27 +0.2 - +0.4 +0.5 - +0.8
EUR +0.15 +0.2 - +0.6 +0.6 - +1.0
USD +1.93 +2.0 - +2.2 +2.2 - +2.5
Teuerung
2021P 2022P 2023P
Schweiz 120.0% 120.0% 120.0%
Euroland 220.0% 280.0% 200.0%
USA 450.0% 300.0% 220.0%
Wirtschaft (BIP real)
2021P 2022P 2023P
Schweiz 300.0% 350.0% 180.0%
Euroland 380.0% 480.0% 300.0%
USA 550.0% 400.0% 250.0%
Global 540.0% 460.0% 380.0%
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