Wochenbericht 11/2025

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Ölpreis so niedrig wie lange nicht

Im Moment werden die Wachstumsprognosen für Nordamerika reduziert und jene für Europa erhöht. Das spiegelt sich auf den Aktienmärkten wider. Der Swiss Market Index (+0.6% vs. Vorwoche) bewegt sich gemeinsam mit den europäischen Märkten auf einem weiterhin positiven Trendpfad.

Der Swiss Bond Index lag dagegen zuletzt 2.2% tiefer als zu Jahresbeginn. Allerdings haben wir diese Entwicklung mit unseren Anleihenslösungen in den Portfoliostrategien vermeiden können und liegen diesbezüglich seit Jahresbeginn insgesamt weiterhin knapp im Plus. Nach wellenartigen Bewegungen liegt übrigens die Rendite der US-Schatzanleihen wieder bei 4.3% – etwa in der Mitte der Schwankungsbreite von 3.6% und 4.8% im letzten Halbjahr.

Die Europäische Zentralbank senkte die Leitzinsen wie erwartet. Doch der Leitzins verliert gegenwärtig seine Signalfunktion, da er sich von der langfristigen Zinsentwicklung abkoppelte. Deshalb bleibt unklar, ob der nächste Schritt bereits an der April-Sitzung erfolgt. Denn die Sorge der EZB gilt den grossen finanzpolitischen Ankündigungen rund um den Wachstumsschub für die europäische Sicherheit und Infrastruktur. Die «Vereinigten Staaten ohne Amerika» rücken in Europa offensichtlich zusammen, übernehmen sicherheitspolitische Eigenverantwortung und werden unabhängiger von Washington.

Während sich in Europa Wachstumsoptimismus verbreitet, läuft es in den USA in die entgegengesetzte Richtung. Der Präsident mutet seiner Bevölkerung ziemlich viel «Schmerz» zu, bis alle vom «goldenen Zeitalter in Amerika» profitieren würden. Damit ist auch eine klare Botschaft an die Kapitalanleger verbunden. Sein Blick richte sich in dieser Phase der «Revolution» nicht nach der Wall Street. Nach dem jüngsten Rückgang der Aktienkurse bewegen sich die wichtigsten Indizes zwar unter den mittel- und längerfristigen Trendlinien, aber sie befinden sich (noch) nicht in einer ausgewachsenen Korrektur- oder Baissephase.

Der S&P 500 handelte zuletzt lediglich 6% unter dem Höchst. Beim Tech-Index Nasdaq sind es 9%. Weil sich der Dollar seit Jahresbeginn bereits um 3% gegenüber dem Franken abschwächte, fühlt sich der Rückgang in Schweizer Portfolios heftiger an. Bei einzelnen Unternehmen war die Botschaft hart. Hewlett Packard Enterprise, eine Tech-Ikone aus dem Silicon Valley, sank seit ein paar Wochen um rund 40% auf ein Niveau wie vor vier Jahren, nachdem der Serverhersteller bekannt gegeben hatte, dass der Gewinn im kommenden Jahr durch Zölle, schwache Margen beim Serververkauf und Ausführungsprobleme beeinträchtigt werden würde. Das Unternehmen streicht nun 3’000 Stellen.

Donald Trump bewirkte mit seiner Zollpolitik erhöhte Sorgen um die Weltkonjunktur. Darauf fielen die Rohölpreise, aber auch jene von Heizöl und Benzin. «Politischer Druck» aus Washington soll die Ölförderländer zudem dazu gebracht haben, von April an mehr Öl zu niedrigeren Preisen zu fördern. Ausserdem denkt er über die Lockerung der Ölsanktionen gegen Russland nach, was sich auf das globale Ölangebot auswirken würde.

Thema der Woche: Renaissance in Europa

Heftig war bislang der Anstieg der Benchmark-Renditen. Die zehnjährigen Staatsanleihen aus der Schweiz rentierten zu Jahresbeginn nur gerade 0.2%. Inzwischen sind es bereits leicht mehr als 0.6%, d. h. rund 40 Basispunkte mehr. Dieser Anstieg hat sich synchron und quer durch Europa etabliert. Dadurch erlitten die entsprechenden Anleihen Kurseinbussen. Die Heftigkeit war aussergewöhnlich. Die Statistiker datieren den letzten vergleichbaren kurzfristigen Anleihensverlust auf 1989, als die Berliner Mauer zusammenfiel, sich dadurch jedoch mittelfristig eine längere Wachstumsstory entwickelte.

Hintergrund ist erneut eine historische Zäsur, und erneut haben wir eine grossartige, säkulare Wachstumsmöglichkeit. Die abrupte Abwendung der USA aus Europa bedeutet, dass die europäischen Staaten viel mehr selbst für Sicherheit, Frieden und Infrastruktur werden sorgen müssen. Dazu werden enorme Summen benötigt, aber der Wille scheint da: Die Formulierung «whatever it takes» – wie viel auch immer notwendig ist – benutzt inzwischen Friedrich Merz, der wahrscheinlich nächste Bundeskanzler. Die Aufrüstung ist alternativlos.

Doch bleiben wir etwas bescheiden: Der Weg zu wirksamen Verteidigungsfähigkeiten am Boden, in der Luft und in der Cyberwelt ist noch weit. Auch der Pfad zu besseren Strassen, Bahnstrecken, Stromleitungen sowie Forschungs- und Bildungsinstitutionen wird dauern. Zugleich dürfen wir nicht vergessen, dass es grossartige Initiativen gibt, Spitzenforschung in Europa voranzutreiben. Da ist etwa die Basler Familie Staehelin, die einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus privaten Mitteln für Spitzenforschung im Bereich Quantum Computing zur Verfügung stellt. Und der Lidl-Gründer Dieter Schwarz, der eine vergleichbare Summe für ein Kompetenzzentrum zur Künstlichen Intelligenz stiftet – mit der Auflage an die ETH Zürich, dass das Lidl-Gründungsstädtchen Heilbronn nördlich von Stuttgart zu einem international führenden Bildungs- und Forschungsplatz umgebaut wird.

Ein Engpass in Europa ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Das Gesamtbild verschlimmert sich angesichts der demografischen Herausforderung durch die geringe Geburtenrate. Hinzu kommt die zögerliche Integration von bildungsstarken Migranten und die abnehmende Erwerbsneigung in der jüngeren Bevölkerung. Dennoch bleibt die Zuversicht. Es bietet sich momentan eine enorme Chance für die Modernisierung der gesamten europäischen Wirtschaft und zur Renaissance der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

11. März 2025 USA: NFIB Small Business Optimismus Index Februar
12. März 2025 USA: CPI-Inflation und Kerninflation Februar
13. März 2025 USA: Produzentenpreise Februar
14. März 2025 Deutschland/Frankreich: CPI Inflation Februar

Veranstaltungen

Zugerberg Finanz Wirtschaftsworkshops für Jugendliche 2025 – Rückblick

An den letzten beiden Samstagen, dem 1. und 8. März 2025, fanden bei uns im Lüssihof die Zugerberg Finanz Wirtschaftsworkshops für Jugendliche statt. 50 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren lauschten gespannt unserem Chefökonom Prof. Dr. Maurice Pedergnana zu, durften sich nebenbei als Produkt Tester beweisen, stellten Ihr erlerntes Wissen in einem Börsenspiel auf die Probe und erfuhren dabei viel Wissenswertes über die Wirtschaft und die Kapitalmärkte.

Mehr Informationen erhalten Sie hier.


Zugerberg Finanz Marktupdate – März 2025

Am Montag, 24. März 2025 findet das nächste Marktupdate zum Sonderthema «Zinsen und Inflation» statt.

Datum: Mo., 24. März 2025
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom

Zur Anmeldung


Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Schweizerdeutsch – Geld anlegen ist auch Vertrauenssache

Am Donnerstag, 3. April 2025 findet bei uns im Lüssihof eine Informationsveranstaltung für Privatpersonen statt. Dieser Anlass richtet sich primär an Interessierte, die uns näher kennenlernen möchten.

Zur Anmeldung

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.24
SMI 13'076.7 +12.7%
SPI 17'239.0 +11.4%
DAX € 23'008.9 +15.6%
Euro Stoxx 50 € 5'468.4 +11.7%
S&P 500 $ 5'770.2 –1.9%
Dow Jones $ 42'801.7 +0.6%
Nasdaq $ 18'196.2 –5.8%
MSCI EM $ 1'128.6 +4.9%
MSCI World $ 3'740.4 +0.9%
Obligationenmärkte Seit 31.12.24
SBI Dom Gov TR 214.7 –4.0%
SBI Dom Non-Gov TR 119.2 –1.2%
Immobilienmärkte Seit 31.12.24
SXI RE Funds 544.6 +0.2%
SXI RE Shares 3'797.6 +3.6%
Rohstoffe Seit 31.12.24
Öl (WTI; $/Bbl.) 67.0 –6.5%
Gold (CHF/kg) 82'294.9 +7.5%
Wechselkurse Seit 31.12.24
EUR/CHF 0.9534 +1.4%
USD/CHF 0.8799 –3.0%
EUR/USD 1.0833 +4.6%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.44% 0.2%–0.5% 0.0%–0.3%
EUR 2.53% 2.4%–2.6% 1.5%–1.8%
USD 4.29% 4.0%–4.4% 3.4%–3.8%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.69% 0.2%–0.3% 0.0%–0.3%
EUR 2.81% 2.1%–2.4% 1.5%–1.8%
USD 4.30% 4.3%–4.6% 3.8%–4.2%
Teuerung
2024 2025P 2026P
Schweiz 0.7% 0.5% 0.5%
Euroraum 2.2% 1.8% 1.8%
USA 2.8% 2.5% 2.3%
Wirtschaft (BIP real)
2024 2025P 2026P
Schweiz 1.8% 1.8% 1.8%
Euroraum 1.5% 1.6% 1.7%
USA 2.6% 2.6% 2.4%
Global 3.0% 3.0% 3.2%
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