Wochenbericht 32/2024

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Rekordhohe KI-Investitionen

Der Swiss Market Index (SMI) beendete vergangene Woche bei 11’875 Punkten (-1.9% gegenüber der Vorwoche). Die Aussichten für den Herbst sind intakt, selbst wenn manche Investoren nervös wurden. Interessant sind vor allem die Investitionsschwerpunkte, auf die im Zuge der Halbjahresberichterstattung hingewiesen wurde. So werden beispielsweise in der europäischen Automobilbranche Arbeitskräfte abgebaut, weil die Flaute nicht nur von ihren rückläufigen Absätzen und Marktanteilsverlusten in China herrührt, sondern auch von den allzu hohen Erwartungen an die europäische Wechselbereitschaft von herkömmlichen Autobesitzern zu Elektrovehikel-Fahrern.
Beim Softwarekonzern SAP werden überraschend viele in die grosszügig ausgestaltete Frühpensionierung geschickt. Das Abfindungsprogramm ist heiss begehrt und resultiert letztlich in einem Abbau von 9’000 bis 10’000 Stellen, weil mit der Künstlichen Intelligenz (KI) eine deutlich höhere Unternehmensleistung mit weniger Personalressourcen erzielt werden kann. Die Aktie handelt derzeit unter ihrem Allzeithoch, und für das kommende Jahr bleibt der Vorstandschef Christian Klein weiterhin optimistisch.
Die grössten privatwirtschaftlichen Investitionen tätigen derzeit Googles Mutterkonzern Alphabet und Microsoft. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Investitionen um sagenhafte 90% respektive 80% ausgeweitet. Microsoft investiert gegenwärtig mit 19 Milliarden Dollar so viel in einem einzigen Quartal wie vor fünf Jahren in einem ganzen Jahr. Das sorgt an den Kapitalmärkten schon mal für Irritationen, doch wer im KI-Rennen zu den zukünftigen Gewinnern zählen will, muss heute investieren. Es geht Google, Microsoft und Amazon sowie Apple nicht nur um Cloudlösungen und um KI Data Center, sondern auch um die Entwicklung eigener Breitbandspeicherchips, damit sie sich in den nächsten Jahren aus der Abhängigkeit von Nvidia loslösen können.
Alphabet-CEO Sundar Pichai erklärt mit Blick auf KI: «Das Risiko, zu wenig zu investieren, ist für uns dramatisch viel grösser als das Risiko, zu viel zu investieren.» Der Quartalsumsatz von Google Cloud überschritt erstmals die 10 Milliarden Dollar Marke und der vierteljährliche Betriebsgewinn die 1 Milliarden Dollar Marke. Pichai: «Bis heute haben unsere KI-Infrastruktur und die generativen KI-Lösungen für Cloud-Kunden bereits Milliarden an Einnahmen generiert und werden weltweit von mehr als 2 Millionen Entwicklern genutzt.» Für die bevorstehende KI-Opportunität sieht sich Alphabet deshalb einzigartig gut positioniert.
Im Rahmen der Berichterstattung ging Pichai auf einzelne Kunden ein, wie die KI-Infrastruktur mit Cloud Next grundlegend verbessert, was Unternehmen wie Essential AI, Moody’s, MSCI, KPMG, Deutsche Bank und Marriott International nutzen – hinsichtlich der Analytik, der Produktion und der Kundenerfahrung und im Marketing. Vertrauenswürdig und zuverlässig sollen auch die Elemente der Cybersicherheit sein.
Amazons grösste und profitabelste Division (AWS) lieferte gute Ergebnisse ab, auch der Onlinehandel in den USA, aber im internationalen Onlinehandel (21% des Umsatzes) gingen bedeutende Marktanteile an die chinesischen Wettbewerber Temu und Shein verloren.

Thema der Woche: Der geldpolitische Fehler

Eine ökonomische Weisheit lautet, man solle nicht gegen die Meinung der US-Zentralbank Federal Reserve wetten («Don’t fight the Fed»). Aber auch nur deren Aussagen zu folgen, fällt manchmal schwer. An der letzten Medienkonferenz vom vergangenen Mittwoch sah man, wie schwer sich Jay Powell tut, die beiden Hauptziele der Geldpolitik zu erfüllen. Das eine ist die Vollbeschäftigung. Derzeit verliert der Arbeitsmarkt an Kraft und die Arbeitslosigkeit in den USA steigt (4.3% im Juli). Sinkende Leitzinsen könnten helfen. Das andere ist die Preisstabilität. Die ist seit Monaten im Bereich der Kerngüter erreicht. Die Preise von Konsum- und Verbrauchsgütern liegen sogar tiefer als vor einem Jahr. Die Energiepreise stagnieren, ebenso die Preise von Dienstleistungen wie Transportdiensten, Bildung, Kommunikation und Freizeitaktivitäten.

Einzig die Mieten steigen noch: +5.1% im Juni gegenüber dem Vorjahr. Dabei handelt es sich jedoch nicht um effektive Mieten, sondern um rein kalkulatorische Kosten für selbst genutztes Wohneigentum unter der Annahme, dass man mit Null Eigenmitteln eine neue 30-jährige Festhypothek auf dem gegenwärtigen Zinsniveau abschliessen würde. Das macht natürlich keiner, denn wenn man in der Tiefzinsphase eine 30-jährige Hypothek abgeschlossen hat (z.B. bei 4%), kündigt man diese nicht in der Hochzinsphase. Es ist unverständlich, weshalb die Fed mit tieferen Leitzinsen nicht auch unmittelbar die kalkulatorischen Kosten und damit die Inflation senken will. Einen direkteren Inflationseinfluss hat sie nirgendwo sonst. Hat das vielleicht einen politischen Hintergrund?

Die Fed hält dagegen die Zinsen seit mehr als einem Jahr auf dem höchsten Niveau seit über 20 Jahren. Die Bremswirkung ist greifbar, die Konjunktur kühlt ab, was auch die jüngsten Indikatoren bestätigen. Sie hätte allen Grund gehabt, in der vergangenen Woche einen ersten kleinen Schritt zu tun, und hat es nicht getan. Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump, sichtlich an einer Rezession interessiert (weil das die Wechselbereitschaft der Wähler erhöht), drohte dem Fed-Vorsitzenden Jay Powell mit der Absetzung, wenn er die Leitzinsen vor den Wahlen im November senken würde. Trump hat im November 2017 Jay Powell ins Amt gehievt. Nun zeigt dieser Loyalität und nimmt einen folgenschweren geldpolitischen Fehler in Kauf. Die Kosten tragen Millionen von Menschen, in deren Augen die Fed an Glaubwürdigkeit massiv einbüsste.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

5. August 2024 Japan, China, Europa, USA: PMI Dienstleistungen Juli
7. August 2024 China: Handelsbilanz Juli
8. August 2024 Grossbritannien: RICS Immobilienpreisentwicklung Juli
9. August 2024 Deutschland: Kerninflation und Inflation Juli

Veranstaltungen

Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Schweizerdeutsch – Geld anlegen ist auch Vertrauenssache

Am Dienstag, 27. August 2024 findet bei uns im Lüssihof unsere nächste Informationsveranstaltung für Privatpersonen statt. Dieser Anlass richtet sich primär an Interessierte, die uns näher kennenlernen möchten.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Marktupdate – Juni 2024
«Zinsen 2024 und 2025 – wie weit geht’s runter?»

Datum: Di., 10. September 2024
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom

Zur Anmeldung


Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Englisch – Trust in Transparency

Am Donnerstag, 22. Oktober 2024 um 18:00 Uhr findet bei uns eine Informationsveranstaltung für Privatpersonen auf Englisch statt. Der Anlass richtet sich an englischsprachige Personen, die sich unverbindlich einen Eindruck zu unserem Unternehmen verschaffen wollen.

Anmelden können Sie sich im englischsprachigen Bereich unserer Webseite.

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.23
SMI 11'875.5 +6.6%
SPI 15'810.0 +8.5%
DAX € 17'661.2 +5.4%
Euro Stoxx 50 € 4'638.7 +2.6%
S&P 500 $ 5'346.6 +12.1%
Dow Jones $ 39'737.3 +5.4%
Nasdaq $ 16'776.2 +11.8%
MSCI EM $ 1'061.2 +3.7%
MSCI World $ 3'448.8 +8.8%
Obligationenmärkte Seit 31.12.23
SBI Dom Gov TR 223.0 +3.8%
SBI Dom Non-Gov TR 118.2 +2.8%
Immobilienmärkte Seit 31.12.23
SXI RE Funds 496.5 +7.4%
SXI RE Shares 3'356.9 +4.6%
Rohstoffe Seit 31.12.23
Öl (WTI; $/Bbl.) 73.5 +2.6%
Gold (CHF/kg) 67'474.5 +20.9%
Wechselkurse Seit 31.12.23
EUR/CHF 0.9360 +0.8%
USD/CHF 0.8590 +2.1%
EUR/USD 1.0911 –1.2%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 1.21% 1.0%–1.2% 1.0%–1.2%
EUR 3.62% 3.2%–3.4% 2.7%–2.9%
USD 5.23% 5.0%–5.1% 3.8%–4.2%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.40% 0.5%–0.7% 0.6%–0.9%
EUR 2.15% 2.2%–2.5% 2.1%–2.3%
USD 3.79% 4.0%–4.3% 3.3%–3.6%
Teuerung
2023 2024P 2025P
Schweiz 1.5% 1.3% 1.0%
Euroland 2.6% 2.2% 2.1%
USA 3.0% 2.0% 2.2%
Wirtschaft (BIP real)
2023 2024P 2025P
Schweiz 1.3% 1.3% 1.0%
Euroland 1.2% 1.5% 2.0%
USA 2.6% 2.3% 1.7%
Global 2.9% 3.2% 3.2%
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