Wochenbericht 36/2022

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Die Märkte ringen um Stabilisierung

Der SMI beendete die vergangene Woche bei rund 10’891 Punkten (-0.5% innert einer Woche). Doch die geringe Wochenschwankung täuscht darüber hinweg, dass die Märkte derzeit tagtäglich um ihre Stabilisierung ringen. Eine breite Branchendiversifikation unterstützt dabei, die Schwankungen im gesamten Portfolio moderat zu halten. Abermals hohe Inflationsraten im Euroraum gingen zuletzt mit einem kurzfristig massiven Gaspreis-Absturz in Europa um mehr als 30% einher; daran änderte auch der Lieferstopp durch die Pipeline Nord Stream 1 nichts.

Solide Beschäftigungszahlen aus Europa wie auch aus den USA verliehen den Märkten wieder etwas Gewissheit, dass sich die Volkswirtschaften dies- und jenseits des Atlantiks in einem abgekühlten Wachstumsmodus befinden. In der Schweiz belief sich der Beschäftigungszuwachs innerhalb eines Jahres auf 164’000 (!) Jobs. Das ist der stärkste Anstieg seit der Einführung der Arbeitsmarktstatistik in der heutigen Form im Jahr 1991.

Klar ist, dass die Zentralbanken die langfristige Verankerung der Inflationserwartungen priorisieren. Diese bewegen sich je nach Messmethode in der Grössenordnung von rund 2.5% – im Euroraum wie auch in den USA. Für die Schweiz prognostiziert ein Spezialreport, dass wir bereits Ende Jahr 2023 wieder eine Inflationsrate von 1.0% haben dürften. Um dies zu erreichen, sind allerdings weitere Schritte der geldpolitischen Straffung und der daraus abgeleiteten wirtschaftlichen Abkühlung erforderlich. Eine Spekulation auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik halten wir deshalb nicht für angebracht.

Trotz aller Krisen liegen gute Arbeitsmarktzahlen in den USA wie auch in Europa vor. Dabei ist der europäische Arbeitsmarkt geglättet und stabiler. Wegen des Fachkräftemangels ist die Arbeitsmarktentwicklung auch mal von der kurzfristigen Auftragslage und Wirtschaftsentwicklung entkoppelt. Die Unternehmen halten ihre Mitarbeiter selbst in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, weil sie womöglich keine neuen finden, wenn es wieder aufwärts geht.

Stabile Arbeitsmärkte bereiten den Boden für einen robusten Konsum. Steigende Lagerbestände von Fertigprodukten werden mittels Preisnachlässen geräumt. In diversen Märkten sind in jüngster Zeit wieder disinflationäre Entwicklungen zu beobachten. Dort, wo die Preise deutlich höher sind, lässt auch der Konsum nach. Die anziehenden Erdgaspreise sorgten in Westeuropa für eine rückläufige Gasnachfrage (-14% gegenüber dem Vorjahr), dabei stehen die Monate mit dem grössten Ersparnispotenzial erst noch aus.

Thema der Woche: Ist konjunkturell eine Lawine unterwegs?

St.Nazaire: Im Hafen stehen alle Elemente für den ersten Offshore Windpark bereit (Bild: Maurice Pedergnana)

Auch bei schönstem Wetter kann im Winter eine Lawine ausgelöst werden. Bei den Konjunkturauguren bleibt derzeit unklar, ob die Wetterlage obsiegt oder ob eine konjunkturelle Lawine droht. Gewiss ist, dass sich die Lieferkettenprobleme verringert haben. Insbesondere auf dem Halbleitermarkt sind die Engpässe nicht mehr vergleichbar mit der Situation vor einem halben Jahr. Das ermöglicht die Abarbeitung von aufgestauten Aufträgen, was zu einem wachsenden Sozialprodukt nahezu bei Vollbeschäftigung beiträgt.

Ein- und Ausfuhren haben jüngst zweistellige Zuwachsraten erfahren und der private Konsum wächst real, d. h. selbst nach Abzug der aussergewöhnlich hohen Inflation. Dagegen blieben die Arbeitskosten je Stunde gemessen an der jeweiligen Konsumentenpreisentwicklung verhältnismässig moderat. In den USA liegen die Stundenlöhne 5.2% und in Deutschland 4.5% höher als vor einem Jahr.

Während die allgemeinen Rohstoffpreise von Rohöl, Stahl, Kupfer und selbst Weizen auf das Vorkriegsniveau und daruntergefallen sind, wird derzeit in Westeuropa über überdurchschnittliche Gas- und Strompreise debattiert. Deren Ursachen sind vielfältig. So hat das Gas- und Ölförderland Grossbritannien die erneuerbaren Energiequellen ebenso vernachlässigt wie das energiesparende Bauen.

Auch in Frankreich hat die Entwicklung hausgemachte Gründe: Jeder dritte Haushalt heizt mit Strom, doch Solaranlagen bleiben die Ausnahme. Und der Wind als Energiequelle wird erst gerade entdeckt. Ende dieses Jahres geht in Saint-Nazaire in der Bretagne der erste Meereswindpark in Betrieb – obschon es da schon immer vorteilhafte Windverhältnisse gab. Allzu stark setzte Frankreich auf Atomkraftwerke. Von 56 Reaktoren sind allerdings aufgrund von Wartungsarbeiten, Rohrleitungsrissen und Kühlungsproblemen gegenwärtig nur gerade 21 in Vollbetrieb.

Wer sieht, wie rasch wir uns angesichts möglicher Versorgungsengpässe wandeln (und dazu zählen wir auch das erste mobile Reservekraftwerk in Birr, das einen Viertel der Leistung des Kernkraftwerks Leibstadt erbringen und bereits gegen Ende des kommenden Winters eingesetzt werden kann), sollte die Anpassungsfähigkeit in Westeuropa nicht unterschätzen. Die Widerstandsfähigkeit wird sich darin zeigen, dass wir einiges auszuhalten in der Lage sind, ohne dass wirtschaftlich alles zusammenbricht.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

5. September 2022: China: Caixin Einkaufsmanagerindex August
7. September 2022: USA: ISM Services Index August
8. September 2022: Eurozone: Hauptrefinanzierungsrate und Einlagenfazilität
9. September 2022: China: Produzenten- und Konsumentenpreise August

Wichtiger Hinweis

Achtung – Einzahlungsscheine ab 1. Oktober 2022 für Einzahlungen und Daueraufträge nicht mehr gültig

Per 30. September 2022 werden rote und orange Einzahlungsscheine endgültig von der QR-Rechnung abgelöst.

Was bedeutet das für Sie:

  • Überweisungen können schweizweit ab dem 1. Oktober 2022 nicht mehr auf Basis der roten oder orangen Einzahlungsscheine ausgeführt werden.
  • Daueraufträge auf Basis roter oder oranger Einzahlungsscheine sind ebenfalls von der Ablösung betroffen und werden durch die Banken per 30.09.2022 gelöscht. Sie werden danach also nicht mehr ausgeführt!
  • Daueraufträge, die weiterhin ausgeführt werden sollen, müssen mittels IBAN oder anhand einer QR-Rechnung neu erstellt werden.

Wenn Sie also bei uns noch einen oder mehrere Daueraufträge aktiv haben (Sparplan, 3a, usw.), die über einen roten oder orangen Einzahlungsschein eingerichtet wurden (und nicht mittels IBAN oder QR-Code), müssen Sie diesen zwingend bis 30.09.22 löschen und einen neuen Dauerauftrag mittels der IBAN einrichten, damit Ihre Sparpläne und Einzahlungen auch nach dem 30.09.2022 weiterhin gewährlistet sind.

Sollten Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen, stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.21
SMI 10'891.7 –15.4%
SPI 14'017.9 –14.8%
DAX € 13'050.3 –17.8%
Euro Stoxx 50 € 3'544.4 –17.5%
S&P 500 $ 3'924.3 –17.7%
Dow Jones $ 31'318.4 –13.8%
Nasdaq $ 11'630.9 –25.7%
MSCI EM $ 972.0 –21.1%
MSCI World $ 2'605.2 –19.4%
Obligationenmärkte Seit 31.12.21
SBI Dom Gov TR 206.6 –10.3%
SBI Dom Non-Gov TR 109.4 –8.5%
Immobilienmärkte Seit 31.12.21
SXI RE Funds 449.7 –13.3%
SXI RE Shares 3'011.4 –5.5%
Rohstoffe Seit 31.12.21
Öl (WTI; $/Bbl.) 86.9 +15.5%
Gold (CHF/kg) 54'012.0 +0.6%
Wechselkurse Seit 31.12.21
EUR/CHF 0.9766 –5.9%
USD/CHF 0.9812 +7.5%
EUR/USD 0.9954 –12.5%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF –0.21 −0.2 - +0.0 +0.3 - +0.5
EUR +0.76 −0.3 - −0.1 +1.5 - +1.8
USD +3.05 +2.2 - +2.5 +2.8- +3.1
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF +0.86 +1.1 - +1.3 +1.2 - +1.5
EUR +1.47 +1.5 - +1.6 +1.4 - +1.8
USD +3.19 +2.9 - +3.2 +3.0 - +3.5
Teuerung
2021 2022P 2023P
Schweiz 60.0% 220.0% 130.0%
Euroland 260.0% 300.0% 230.0%
USA 450.0% 480.0% 280.0%
Wirtschaft (BIP real)
2021 2022P 2023P
Schweiz 300.0% 280.0% 250.0%
Euroland 380.0% 240.0% 280.0%
USA 550.0% 220.0% 220.0%
Global 540.0% 280.0% 320.0%
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