Wochenbericht 46/2024

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Klarheit nach den US-Wahlen

Die Nervosität an den Kapitalmärkten liess nach den Wahlen rasch nach. Der Volatilitäts-Barometer VIX brach zusammen. Akteure an den Kapitalmärkten lieben Ungewissheit nicht, und die grösste ist nun vom Tisch. Die USA verfügt bald wieder über eine klare Führung, nicht nur im Weissen Haus, sondern auch auf dem Capitol. Es dürfte ein wirtschaftsfreundliches Umfeld geschaffen und frühere Regulierungen gelockert werden. Die absehbare Deregulierung verleiht den Märkten und den Konsumenten Zuversicht.
Das steht im krassen Gegensatz zu Frankreich und Deutschland, den beiden grössten Volkswirtschaften in der Eurozone, die zwar immerhin noch wachsen, aber deren Potenzial bei weitem nicht ausschöpfen. Das hat viel mit unklarer und ungeschickter Führung zu tun. Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, verschlimmerte Baugenehmigungsprozesse, missglückte Klimaschutzmassnahmen und explodierende Lohnstückkosten haben das unternehmerische Wirtschaften verteuert und die Menschen zutiefst verunsichert. Die Wahl von Donald Trump ist auch ein Aufruf zum Handeln für Deutschland, Frankreich und ganz Europa – auf der politischen wie auch auf der unternehmerischen Ebene.
Es liegt an den Unternehmen, die Zeichen der Zeit richtig zu interpretieren. Die VW-Tochter Audi wirbt in China, dem grössten Automobilmarkt der Welt, beispielsweise längst nicht mehr mit dem Slogan «Vorsprung durch Technik» und hat die vier Ringe abgeschraubt. Die Verkaufszahlen aus Deutschland kollabierten. Während am Stammsitz im deutschen Ingolstadt durch drohenden Stellenabbau die Stimmung sinkt, wird in China gemeinsam mit dem agilen Produktionspartner First Automotive Works, einem Staatsunternehmen aus Changchun im Norden Chinas, an der Wiederbelebung der Marke gearbeitet.
Wer sich auf dem grössten Markt nicht durchsetzen kann, dem wird dies auf Dauer auch nicht in kleineren Märkten gelingen. Die Technologie an Bord ist allem überlegen, was aus Deutschland importiert wurde. So schnell wie mit dem chinesischen Kooperationspartner sei noch kein Audi entwickelt worden, schwärmte jüngst der Audi-Chef Gernot Döllner, der auch in Nordamerika und in Europa die besonders technikaffine Kundschaft wieder überzeugen möchte.
Die Beratungsgruppe Boston Consulting Group (BCG) hielt jüngst fest, dass in Europa das Potenzial für den sogenannten Deeptech-Sektor wächst. Quantencomputer statt Lieferdienste, Künstliche Intelligenz statt Onlinehändler: In solchen Gebieten hat Europa inzwischen einen erheblichen Investitionsrückstand gegenüber China wie auch gegenüber den USA. «Weil die Konzerne in der Vergangenheit risikoaverser als ihre Wettbewerber in Asien oder Amerika agiert haben», analysiert BCG und folgert: Es braucht eine schonungslose Aufarbeitung der heutigen Defizite und eine tiefgreifende Mentalitätsänderung.
Unter diesem Aspekt werden wir in den kommenden Wochen unsere Portfolios überprüfen. Weil wir nicht auf kurzfristiges Trading ausgerichtet sind, ist für uns die Marktstellung einer Unternehmung und die Kraft, die aus der Kommerzialisierung ihrer Forschungs- und Entwicklungsbereiche entsteht, von besonderer Bedeutung. Wo strebt die Führung nach Innovationsimpulsen, wo entsteht eine Innovationsführerschaft, die in allen wesentlichen Wirtschaftsräumen erfolgreich verteidigt werden kann?

Thema der Woche: Solider Ausblick

Seit Monatsbeginn haben unsere Portfolios leicht zugelegt. Bei den schwergewichtig in den Anleihensmärkten investierten Lösungen war der Zuwachs geringer als bei den Portfolios mit einem hohen Aktienanteil, die seit Ende Oktober rund 1.5% zulegen konnten.

Den grössten Zuwachs erfuhr Swissquote (+13% seit Monatsbeginn) dank ihres Geschäftsmodells, die sich von einer handelsorientierten Depotbank zunehmend zu einem digitalen Vollbank-Dienstleister entwickelt. Dass sich der frisch gewählte Donald Trump auch als Freund der Kryptoindustrie positioniert und ihr eine Lockerung von Regulierungen in Aussicht gestellt hat, half zusätzlich.

Amazon (+12%) und Nvidia (+11%) sowie Alphabet und Microsoft (je +4%) profitierten sicher auch davon, dass Kartellverfahren, die gegen die Techkonzerne angestossen wurden, unter einer neuen Führung der amerikanischen Kartellbehörde FTC eingestellt werden könnten. Unter Trump dürfte die Technologiebranche mit weniger strengen Regulierungen rechnen als in Europa. Das dürfte weitere Tech-Unternehmen in die USA bringen und hat auch dem kleinen Tech-Anbieter u-blox (+4%) wieder Leben eingehaucht.

Positiv fielen auch die Privatmarktanlagen auf – sowohl in der Form des Asset Managers Partners Group (+4%) wie auch in der Fondslösung «Listed Private Equity Active Value» (+4%). Hohe Wellen löste die Zuversicht von Holcim (+7%) aus, die während der Biden-Administration jährlich um 20% in den USA gewachsen sind. In der kommenden Trump-Periode dürfte das Wachstum wohl noch gesteigert werden können.

Accelleron (+9%) läutete zum Jahresendrallye ein. Der Rückversicherer Swiss Re (+7%) versüsste das Portfolio mit überraschend tiefen Schadensmeldungen aus dem 3. Quartal. Es wurden deutlich höhere Rückstellungen erwartet. Auch Also (+4%) verkündete weitreichende Perspektiven mit ausgezeichneten Erfolgschancen und Cembra Money Bank (+3%, +30% Gesamtertrag seit Jahresbeginn) markierte ein neues Jahreshöchst.

Dagegen waren die Schweizer Schwergewichte seit Monatsbeginn unter Druck. Nestlé (-5%), Roche (-4%) und Novartis (-3%) hatten aus unterschiedlichen Gründen einen schweren Stand.

Die wichtigsten Termine in der neuen Woche

12. November 2024 Deutschland: ZEW Konjunkturelle Erwartungen November
13. November 2024 USA: CPI-Kerninflation und Inflation Oktober
14. November 2024 Eurozone: Bruttoinlandprodukt 3. Quartal 2024
15. November 2024 Frankreich / USA: HICP-Inflation und Produzentenpreisentwicklung Oktober

Veranstaltungen

Informationsveranstaltung für Privatpersonen – Vortragssprache Schweizerdeutsch – Geld anlegen ist auch Vertrauenssache

Am Donnerstag, 14. November 2024 um 18:30 Uhr findet bei uns im Lüssihof unsere nächste Informationsveranstaltung für Privatpersonen statt. Dieser Anlass richtet sich primär an Interessierte, die uns näher kennenlernen möchten. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:

Zur Anmeldung


Zugerberg Finanz Marktupdate – Dezember 2024

Wie weit und wie rasch werden im Jahr 2025 geldpolitische Lockerungen in den USA, in der Eurozone und in der Schweiz vorgenommen? Wie hoch sind die marktimpliziten Erwartungen?

Datum: Di., 17. Dezember 2024
Zeit: 08.00 Uhr (25 Minuten mit Q&A)
Sprache: Deutsch
Medium: Online-Event via Zoom

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Zugerberg Finanz Wirtschaftsworkshops für Jugendliche – März 2025

Jugendliche begeistern und motivieren! Am Samstag, 1. März 2025 sowie Samstag, 8. März 2025 veranstalten wir unter den Titeln «Faszination Wirtschaft» und «Faszination Börse & Kapitalmärkte» zwei Tagesworkshops für Jugendliche.

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Marktdaten

Aktienmärkte Seit 31.12.23
SMI 11'797.7 +5.9%
SPI 15'731.1 +8.0%
DAX € 19'215.5 +14.7%
Euro Stoxx 50 € 4'802.8 +6.2%
S&P 500 $ 5'995.5 +25.7%
Dow Jones $ 43'989.0 +16.7%
Nasdaq $ 19'286.8 +28.5%
MSCI EM $ 1'135.7 +10.9%
MSCI World $ 3'791.2 +19.6%
Obligationenmärkte Seit 31.12.23
SBI Dom Gov TR 221.6 +3.1%
SBI Dom Non-Gov TR 119.5 +3.9%
Immobilienmärkte Seit 31.12.23
SXI RE Funds 512.1 +10.8%
SXI RE Shares 3'492.9 +8.8%
Rohstoffe Seit 31.12.23
Öl (WTI; $/Bbl.) 70.4 –1.8%
Gold (CHF/kg) 75'577.6 +35.4%
Wechselkurse Seit 31.12.23
EUR/CHF 0.9387 +1.1%
USD/CHF 0.8756 +4.1%
EUR/USD 1.0718 –2.9%
Kurzfristige Zinsen
3M Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.95% 1.0%–1.2% 1.0%–1.2%
EUR 3.03% 3.2%–3.4% 2.7%–2.9%
USD 4.52% 5.0%–5.1% 3.8%–4.2%
Langfristige Zinsen
10-Jahre Prog. 3M Prog. 12M
CHF 0.41% 0.5%–0.7% 0.6%–0.9%
EUR 2.36% 2.2%–2.5% 2.1%–2.3%
USD 4.30% 4.0%–4.3% 3.3%–3.6%
Teuerung
2023 2024P 2025P
Schweiz 1.5% 1.3% 1.0%
Euroland 2.6% 2.2% 2.1%
USA 3.0% 2.0% 2.2%
Wirtschaft (BIP real)
2023 2024P 2025P
Schweiz 1.3% 1.3% 1.0%
Euroland 1.2% 1.5% 2.0%
USA 2.6% 2.3% 1.7%
Global 2.9% 3.2% 3.2%
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