Liquidität, Währung
Der Schweizer Franken ist überverkauft
Im Zuge ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung hat die SNB den Leitzinssatz um 0.25% auf 1.5% gesenkt. Damit leitete sie auch eine Schwächung des Frankens und eine deutliche Senkung der Zinskurve über alle Laufzeiten ein. Uns erscheint der Nutzen, der sich aus den neuen Swap-Zinsen ergeben, erheblich. Dagegen sind wir überzeugt davon, dass die massive Abschwächung des Frankens im ersten Quartal 2024 eher von vorübergehender Natur ist.
Weiterlesen SchliessenDie Swap-Kurve verzeichnet derzeit ihren tiefsten Punkt bei vier Jahren, d. h. im Interbanken-Geschäft werden vierjährige Kontrakte mit einer Verzinsung von 1.04% (Briefkurs) abgeschlossen. Für einen Hypothekarkreditzins gilt die ungefähre Daumenregel, dass man unter kompetitiven Bedingungen für erstrangige Sicherheiten eine Kundenmarge von zusätzlichen 0.8% hinzurechnen muss, um auf die Verzinsung des jeweiligen Hypothekarkredits zu kommen, d. h. derzeit dürfte eine vierjährige Festhypothek den besten Schuldnern zu rund 1.84% offeriert werden.
Mit anderen Worten sind derzeit zwei- bis zehnjährige Festhypotheken wieder zu 2.0% oder knapp darunter erhältlich. Das ist rund 0.5% weniger als vor fünf Monaten. Ein weiteres derart substanzielles Absinken wird vom Markt nur gerade im Geldmarkt erwartet. Da liegt die drei- und sechsmonatige Verzinsung derzeit bei rund 1.4%. Sie dürfte sich Ende Dezember 2024 und Ende 2025 leicht unter 1.0% bewegen, was sich aus den gegenwärtigen Saron Futures ableiten lässt. Mit anderen Worten: Der Kapitalmarkt erwartet momentan zwei weitere Leitzinssenkungen in der Höhe von 0.25% bis Ende des Jahres. Erst wenn diese eingetreten sind, fallen die Hypothekarzinsen jener Kredite, die an den variablen Saron-Geldmarktzins gebunden sind.
Noch tiefere Leitzinsen sind nicht zu erwarten. Es ist gut möglich, dass die SNB bereits bei 1.25% die «Neutralität» ihrer Geldpolitik ausruft. Gewissheit besteht da nicht. Wenn das wirtschaftliche reale Trendpotenzial bei jährlich +1.25% betrachtet wird, braucht der Leitzins ohne konjunkturelle Not (z. B. als Bekämpfung einer allfälligen Rezession) nicht daruntergedrückt zu werden.
Gewiss ist, dass der jüngste SNB-Entscheid einen positiven Einfluss auf die Stabilisierung der inlandgeprägten Preislandschaft (z. B. Mietzinsen) ausübt. Die vorübergehende Schwäche gegenüber dem Euro und dem Dollar dürfte lediglich kurzfristiger Natur sein, sorgt jedoch für eine unmittelbare Entlastung für die schweizerische Exportindustrie.
Gegenwärtig scheinen uns die Zinssenkungserwartungen an die SNB zu hoch. Der Straffungsbedarf in Zeiten erhöhter Inflation darf nicht gleich gestellt werden mit dem Lockerungspotenzial in Zeiten von Inflationsraten zwischen 1% und 2%. Diese liegen immerhin im oberen Band dessen, was die SNB als Preisstabilität betrachtet (0% bis 2%). Die Inflationsprognose der SNB lässt den Rückschluss zu, dass es eine erhebliche Chance gibt, dass die Erwartungen an die SNB enttäuscht werden. In dem Moment wird sich der Franken wieder aufwerten.
Anlageklasse | 3–6 Monate | 12–24 Monate | Einschätzung |
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Bankkonto | Die rückläufigen Geldmarktrenditen sorgen für eine anhaltende Liquiditäts-Zufuhr in langfristige Nominal- und nachhaltige Realanlagen. | ||
Euro / Schweizer Franken | Im Laufe der kommenden 12 Monate dürfte sich das starke Momentum für den Euro (+4.8% ytd) wieder etwas abschwächen. | ||
US-Dollar / Schweizer Franken | Im ersten Quartal 2024 hat der Dollar zwar knapp 80% seiner Einbusse gegenüber dem Franken im vierten Quartal 2023 wieder wettgemacht, er bleibt aber instabil. | ||
Euro / US-Dollar | Mit 1.08 steht das global wichtigste Währungspaar genau 3% höher als vor sechs Monaten. Die Inflationsraten in der Eurozone fielen rascher als jene in den USA. |